Sony a7r III für Konzertfotografie

Sony a7r III für Konzertfotografie

Zum zwölften Mal fand in und um Bamberg das Tucher Blues- und Jazz-Festival statt. Wie immer gratis. Wie immer draußen. Aber für mich zum ersten Mal mit der Sony A7r III statt der A7.

So kann es gehen. Vor zwölf Jahren als open-air Festival für Jazz- und Blues gestartet, ist das Tucher Blues- und Jazzfestival die heute größte Gratis-Party für Jazz und Blues in Europa. Und es wird weitergehen, denn der Hinweis auf 2019 wurde bereits gegeben.

Rund 1000 Bands hatten sich beworben um einen Auftritt in Bamberg, etwas mehr als 70 wurden verpflichtet.  Mehrere tausend Zuschauer kommen beim Innenstadtfestival an die Bühnen auf dem Maxplatz und am Gabelman und immer läuft alles friedlich ab. Eine Großeveranstaltung ohne Polizeipräsenz – oft gibt es das nicht mehr heutzutage.

Ich hatte dieses Mal die Sony A7r III mit dabei und konnte sie erstmals für Konzertfotografie testen. Im Vergleich zur A7 der ersten Generation spielt die A7r III in einer völlig anderen Liga. Alles andere als gravierende Unterschiede hätten mich enttäuscht. Schließlich liegen vier Jahre zwischen dem Markteintritt der A7 und dem der A7r III. Und es liegen gut 2000 Euro dazwischen. Es überrascht nicht, dass es nichts gibt, was die A7 besser könnte als die A7r III. Aber, und das muss man dem Erstling der A7-Serie zugestehen: Ihre Bildqualität ist noch immer sehr gut – gerade auch bei low-light-Bedingungen, die bei der Konzertfotografie sehr oft vorherrschen.

A7r III: Tempo, Auflösung, Vielseitigkeit

Was begeistert an der Sony A7r III? Vieles. Zum Beispiel ist sie schnell geworden, der Autofokus ist kein Vergleich zum recht behäbigen AF von früher. Und sie macht statt fünf Bildern bis zu 10 Bilder pro Sekunde. Der Unterschied im Tempo wird noch deutlicher, wenn man berücksichtigt, dass die Datenmenge pro Bild bei der A7r III fast doppelt so groß ist. Da läuft im Vergleich zur A7 etwa das vierfache Datenvolumen pro Sekunde durch den Bildprozessor auf die Speicherkarte.

Der Sensor ist einfach unglaublich. Er nimmt einem Überbelichtungen nicht krumm, denn Strukturen in den Lichtern sind gut zurückzuholen. In den Schatten hält der Sensor sehr große Reserven zum Aufhellen bereit.
Klar kann man mit der A7r III auch im jpg-Format fotografieren. Ich werde sicher nicht generell das RAW-Format nutzen. Knipsen ist schließlich auch mit einer A7r III nicht verboten. Aber Vollgas gibt die Kamera erst in RAW. Soll heißen: Wer sich alle Optionen offen halten will und auf RAW setzt, der bekommt auch alle Optionen für die Nachbearbeitung. Aber: die Datenmenge ist beachtlich, die bei zweieinhalb Tagen Blues-Festival zusammenkommt – selbst bei moderatem Kameraeinsatz. Rund 80 MB je RAW oder etwa 45 MB pro Bild bei cRAW-Einstellung, da addiert sich schnell ein mittleres zweistelliges Gigabyte-Aufkommen zusammen.

42 Megapixel: Potenzial für Crop

Braucht man die 42 Megapixel Auflösung? Nein. Von wirklich “brauchen” kann im Hinblick auf Konzertfotografie nicht die Rede sein. Das Potenzial für Ausschnittsvergrößerungen ist aber enorm. Die Bildbreite in voller Auflösung beträgt 7952 x 5304 Bildpunkte, die A7 bietet 6000 x 4000 Bildpunkte – das war bisher allerdings immer genug.  Selbst mit Bildausschnitten von Bildern aus der A7 konnte ich Drucke von Konzertfotos in A2 machen lassen. Auch goßflächige Produktfotos für Messestände habe ich damit gemacht. Mit 24 MP lässt sich also vieles anstellen. Ich sehe bei der A7r III eher den Vorteil, auch mal ein Teleobjektiv im APS-C-Modus nebst Verlängerungsfaktor zu nutzen, und dann immer noch Bilder mit 18 Megapixel zu bekommen. Die neue A7 III hat ebenfalls 24 Millionen Bildpunkte. Im APS-C-Modus verringert sich die Auflösung jedoch auf 10 Megapixel. Das ist etwas mager. Die A7r III bietet also ein Plus an Flexibilität. Wenn tatsächlich mal richtig groß gedruckt werden soll, werde ich die Reserven des 42 MP Sensors zu schätzen wissen.

Klasse Sache: Kopplung von Spotmessung an AF-Feld

Was mich ebenfalls an der Kamera begeistert, sind die vielen Einstellmöglichkeiten. Wobei ich in diesem Punkt weniger die Perspektive A7r III Nutzers habe, sondern eher noch die A7-Sicht einnehme. Viele der Features gibt es auch bei anderen Sonys neuerer Prägung, wie zum Beispiel der a6500. Vieles ist also nicht A7r III-exklusiv. Super finde ich zum Beispiel die Verknüpfung von Autofokusfeld und Spotmessung. Das hat die a6500 auch. Normalerweise bedeutet Spotmessung, dass die Belichtungsmessung in einem kleinen Feld im Zentrum des Bildfeldes gemessen wird. Das ist natürlich völliger Quatsch, wenn dort nicht das Hauptmotiv sitzt.  Klassiker in der Konzertfotografie: Musiker mit dunklem Shirt. Würde man das mit klassischer Spotmessung aufnehmen, dann hätte das Shirt zwar Zeichung, das Gesicht wäre aber hoffnungslos überbelichtet.

A7r III: Belichtung trifft Autofokus

Mit der Kopplung des Spot-Messfeldes an das Autofokusfeld wird jedoch dort gemessen, worauf man scharf stellt – auf das Gesicht, und das muss dann nicht mehr in der Mitte sein, sondern kann sich irgendwo im Bildfeld befinden. Bei der Konzertfotografie ist eine Herausforderung, dass das Licht ständig wechselt und die Belichtung laufend angepasst werden muss. Die manuelle Einstellung der Belichtungswerte ist also problematisch. Daher finde ich die Kombi aus Halbautomatik und Messfeldkopplung zwischen Autofoukus und Spotfeld klasse. Dann stimmen Fokus und Belichtung gleichermaßen, egal was die Lichtmischer von der Bühnentechnik gerade anstellen.

Akku, Bajonett, Sucher sind um Längen besser geworden

Ein Riesenfortschritt ist der neue Akku: der hält gefühlt mindestens doppelt so lange durch wie der aus der A7. Ebenfalls stark verbessert: das Bajonett. Wenn man zum ersten Mal ein Objektiv an die A7r III ansetzt, denkt man, da passt was nicht zusammen. Aber es passt. Die Objektive sitzen an der A7r III sehr fest und ohne Spiel. So wie es sein soll. Die A7 war da eher Wackelkandidat. Es gab zwar nie Probleme, aber eine Kamera soll ja auch haptisch gut ankomen. Die A7r III tut das.

Richtig fein ist der Sucher. Scharf, klar, hell. Ich habe nie gemeckert über die Auflösung des A7-Suchers mit seinen 2,3 Millionen Bildpunkten. Die A7r III kontert aber mit 3,6 Millionen Punkten. Muss man nicht haben, ist aber trotzdem toll.

Kurzfazit zur Sony A7r III in der Konzertfotografie

Mit dem ersten Einsatz der Sony A7r III in der Konzertfotografie bin ich rundum zufrieden. Vieles habe noch gar nicht ausprobiert – zum Beispiel den Augen-Autofokus. Der Wechsel von der A7 hat sich gelohnt, die Weiterentwicklungen in der Kameratechnik der vergangenen Jahre sind alles andere als marginal. Die Kameras haben gewaltige Sätze nach vorne gemacht.

Hier noch eine Bildergalerie. Alle Fotos wurden mit der Sony A7r III gemacht. Als Objektive kamen zum Einsatz: Sony FE 2/28, Sony FE 1,8/55 Zeiss, Sony FE 2,8/90 G OSS Makro

Christoph Bächtle
studierte Technische Biologie und Wissenschaftskommunikation. Er arbeitet als Texter und Fotograf für Unternehmen, Agenturen und Organisationen.

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